Endstrasser Karl

Geboren: 3. Dezember 1904 in St. Johann in Tirol, Österreich
verheiratet am 2.1.1932 mit: Ernestine, geb. Oberländer
wohnhaft: Graz, Wienerstraße 53
Hingerichtet: 15. Dezember 1939 in Berlin-Plötzensee

Karl Endstrasser wurde am 3. Dezember 1904 in St. Johann/Tirol geboren. Er lebte mit seiner Frau Ernestine, geborene Oberländer und seiner Stieftochter Herta (verehel. Oswald) in Graz in der Wienerstraße 53.

Wann er und seine Frau Bibelforscher (Zeugen Jehovas) wurden ist unbekannt.

Karl Endstrasser erhielt Anfang September 1939 den Einberufungsbefehl. In einem von ihm verfassten Brief verweigert er den Wehrdienst mit der Begründung, dass sein Glaube ihm verbiete eine Waffe in die Hand zu nehmen, er sich aber dafür bereit erkläre, in einer Werkstätte zu arbeiten.

Er wurde am 10.September 1939 von der Gestapo in Graz verhaftet und ins Landesgerichtliche Gefangenenhaus Graz eingeliefert. Am 16. September 1939 wurde er in die Standortarrestanstalt Wien 10 überstellt und nach etwa 14 Tagen kam er vor das Reichskriegsgericht Berlin, wo er am 21. November 1939 zum Tode verurteilt wurde. Am 15. Dezember 1939 wurde der erst 35 jährige Endstrasser in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

[title size=“3″]Abschiedsbrief[/title]

Seine letzten Worte an seine Frau Erna und Stieftochter Herta lassen seine Entschlossenheit erkennen richtig gehandelt zu haben.

Meine liebe Erna, Herta und Finni!

Es kam so wie ich entschieden habe, lasse den Kopf nicht hängen und verkaufe mein ganzes Zeug, damit du ein paar Mark hast für dich und Hertal, denn im Königreich brauche ich das Ganze nicht mehr.

Weine nicht, denn wir sind auf der Welt ein Schauspiel geworden, sowohl Engel als auch Menschen! 1. Kor. 4:9

Herzlich grüßt euch nochmals und küßt euch im Geiste Euer

Vati

Wiedersehen im Königreich!

Auszug aus einem Interview mit Ernestine Endstrasser:
Frage: Was waren eigentlich die größten Schwierigkeiten, die du in der Nazizeit mitgemacht hast?
„Die größte Schwierigkeit war wohl, als mein Mann wegen seiner Glaubensüberzeugung eingesperrt wurde und schließlich im Berliner Gefängnis „Moabit“ hingerichtet wurde. Das war am 15. Dezember 1939. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich die Mitteilung vom Gericht erhalten habe. Ich habe den Brief heute noch. Da war wirklich sehr schwer, ich war damals ja gerade 33 Jahre alt.“

Frage: Konntest du in dieser Zeit überhaupt für dich sorgen … es muss doch sehr schwer gewesen sein, neutral zu bleiben, beispielsweise den Hitlergruß zu verweigern?
„Es war nicht leicht, aber es ging auch ohne Kompromisse, denn wenn man als ehrlicher Mensch bekannt ist und vor allem keine Arbeit scheut, findet man auch in so einer Zeit sein Auskommen. Da erinnere ich mich an eine Begebenheit, wo ich ganz besonders die Hilfe Jehovas verspürte. Einige Arbeiterinnen sollten abgebaut werden. Zwei Arbeitskolleginnen von mir gingen zum Direktor und sagten: „Die Bibelforscherin wird nicht abgebaut und wir wohl!“ Der Direktor ließ den Meister rufen und der sagte: „Wir behalten die, die wir brauchen können!“
Und bei einer Blockwartsitzung hat sogar der politische Leiter mich in Schutz genommen, von dem ich es am allerwenigsten erwartet hätte. Er sagte: „Lass die Endstrasserin in Ruhe, wenn nur alle von uns Nazis so glaubenstreu wären wie sie, dann könnten wir stolz sein.“

Karl Endstrasser wurde am 16. August 2005 rehabilitiert.

[title size=“3″]Stolperstein[/title]

Am 27. Juli 2013 wurde vor seinem letzten Wohnort ein STOLPERSTEIN verlegt.

Dokumente: RKG vom 22.12.1939
Häftlingskarte Straftanstalt Berlin-Plötzensee vom 13.12.1939
Hartmann, A.; Kriegsdienstverweigerung im 3. Reich; 1986, S. 57,58


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  1. […] KARL ENDSTRASSER, JG. 1904, Zeuge Jehovas, Kriegsdienstverweigerung: September 1939, zu Tode verurteilt: 21.11.1939, Berlin, hingerichtet: 15.12.1939 in Berlin-Plötzensee […]

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