Geboren: 25. April 1911 in Maurach-Eben, Tirol, Österreich
Verstorben: 19. November 2002
Vater: Alois Hechenblaikner
Mutter: Anna, geb. Huber, Geschwister: 3 Brüder, 3 Schwestern
Josef Hechenblaikners Eltern hatten in Maurach am Achensee eine kleine Landwirtschaft. Er erlebte als jüngstes Kind eine glückliche Kindheit. Josef besuchte 5 Jahre die Volksschule, konnte aber keinen Beruf erlernen. In der Vorkriegszeit konnte er aufgrund der großen Arbeitslosigkeit nur Gelegenheitsarbeiten durchführen.
1936 kam Josef Heckenblaikner durch Josef Obrist und Karl Weiroster mit den Bibelforschern in Kontakt und schloss sich ihnen 1937 an. Die Eltern traten auch aus der Kirche aus und lasen die Literatur der Bibelforscher, wurden selbst aber nie Bibelforscher. Die Mutter starb 1943. Die Brüder gingen alle zum Militär. Seine Schwester Karoline (Lena) heiratete den Bibelforscher Franz Desch. Sie kam ins KZ Ravensbrück, weil sie sich weigerte, andere Zeugen Jehovas zu verraten.
Josef Hechenblaikner wurde zusammen mit Johann Desch, Karl Weiroster und Josef Obrist von der Militärbehörde einberufen. Sie verweigerten die Musterung. Die Gestapo kam und verhaftete sie am 25. Jänner 1939. Sie wurden im Polizeigefängnis Innsbruck inhaftiert. Am 19. April 1939 wurden sie in das KZ Dachau überstellt.
[title size=“3″]KZ Dachau und Mauthausen[/title]
Im KZ Dachau erhielt er die Häftlingsnummer 32982. Alle Bibelforscher kamen in die Isolierung und waren vielen Schikanen ausgesetzt. Über den Sommer 1939 wurden etwa 50 Zeugen zu dem SS-Bergsportheim Sudelfeld gebracht. Sie arbeiteten am Bau eines Schwimmbades und schliefen in einer Garage am Boden.
Am 29. September 1939 wurde Josef Hechenblaikner nach Mauthausen überstellt. Insgesamt waren 144 Zeugen Jehovas bei diesem Transport von Dachau nach Mauthausen dabei. Alle kamen auf Block 15. Der Winter 1939/40 war schrecklich. Es gab keinen Kälteschutz. Ca. 70 Bibelforscher starben an Erschöpfung, Kälte, Mangel an Nahrung oder an Typhus.
[title size=“3″]Wir waren mehr verhasst als die Juden[/title]
Alle 2000 Neuankämmlinge aus Dachau kamen schon am nächsten Tag in den Steinbruch. Wenn Bibelforscher in Mauthausen ankamen erklärte der gefürchtete Hauptscharführer Spatzenegger (Hauptscharführer und Kommendant über den Steinbruch Wiener Graben) den Bibelforschern, die er auch als „Himmelskomitee“ und als „Bibelwürmer“ bezeichnete: „Kein Zigeuner und kein Bibelforscher wird hier lebend wieder herauskommen. Höchstens kommt ihr alle nur durch den Kamin des Krematoriums wieder heraus.“
Josef Hechenblaikner berichtet: „Ich erhielt die Nummer 1202. Ich arbeitete auch im Steinbruch. Man legte besonders Augenmerk auf uns. Wir waren mehr verhasst als die Juden. Man verstand nicht, dass wir als Deutsche den Namen des Judengottes verwendeten.
Anfänglich trugen wir Granitsteine für das Straßenpflaster vom Steinbruch ins Lager hinauf. Ich hatte das Glück, dass ich dann zu den Steinmetzen kam. Dort arbeiteten wir unter Dach und waren so der Witterung nicht ganz so ausgesetzt. Ich wurde auch für den Lageraufbau in Gusen eingesetzt. Im Winter brach ich aufgrund meiner starken Unterernährung beim Rückweg zusammen. Glaubensbrüder halfen mir ins Lager zu kommen. Später musste ich wieder im Steinbruch arbeiten.“
Jedes Jahr wurden Hechenblaikner und die anderen Bibelforscher aufgefordert die Erklärung zu unterschreiben. Manche unterschrieben, wurden aber auch nicht freigelassen. So erinnert sich Hechenblaikner an einen deutschen und einen tschechischen Bibelforscher, die aus dem Lager weggebracht und umgebracht wurden.
1943 wurde Josef Hechenblaikner in das KZ Gusen überstellt. Dort kam er in den Pferdestall, der sich außerhalb des Lagers befand, wo er mit zwei weiteren Bibelforschern für die Pferde zuständig war. Sie wurden von SS-Männern bewacht, dennoch konnten sie vom Brot, das für die Pferde war, mitessen.
Der Aufseher der SS-Führer Franz Wallek erlaubte ihnen sogar in der Bibel zu lesen. Nach dem Krieg wurde er auch ein Zeuge Jehovas.
In Archiven scheint eine Überstellungsliste von Häftlingen vom KZ Mauthausen in das KZ-Außenlager Bretstein in der Obersteiermark auf. Dort werden zusammen mit Hechenblaikner 5 weitere Bibelforscher zur Überstellung angeführt. 3 davon sind Österreicher (Hechenblaikner, Linsbauer und Obrist).
Überstellungsliste Konzentrationslager Mauthausen vom 5. Juni 1943: Veränderungsmeldung für den 4. Juni 1943
Abgang: Nach dem Außenkommando Brettstein wurden überstellt:
1. Glamann Konrad, 12.6.1889, Bibelforscher
2. Hechenblaickner Josef, 25.4.1911, Bibelforscher
3. Linsbauer Leopold, 4.10.1905, Bibelforscher
4. Moreno Lopez Miguel, 11.7.1909, Spanier
5. Munoz Rodriguez Manuel, 7.7.1918, Spanier
6. Müller Richard, 5.9.1905, Bibelforscher
7. Obrist Josef, 15.10.1905, Bibelforscher
8. Rampp Konrad, 29.3.1902, Bibelforscher
9. Sanchez Carraso Antonio, 6.2.1919, Spanier
10. Tomas Ortiz Julio, 31.1.1914, Spanier
[title size=“3″]Freiwillige Kropfoperation[/title]
1943 sollte Josef Hechenblaikner zu den Hermann Göring Werken, um dort in der Rüstungsproduktion zu arbeiten. Das wollte er aber nicht. Eines Tages informierte ihn ein inhaftierter Geistlicher, der im Krankenrevier arbeitete, dass sie jemanden suchten, der sich einer Kropfoperation unterziehen lassen würde. Hechenblaikner meldete sich freiwillig. So entkam er der Arbeitszuteilung in der Rüstungsindustrie. Die Kropfoperation erfolgt bei vollem Bewusstsein. Nach dem Krieg musste er noch 2 x operiert werden (1965 und 1977). Es musste ihm eine Kanüle eingesetzt werden, da es zu einer Stimmbandlähmung gekommen war.
[title size=“3″]Befreiung und Heimkehr[/title]
Am 5. Mai 1945 wurden die Gefangenen von den Amerikanern befreit. Das Tor wurde aufgemacht und blieb offen. Josef Hechenblaikner war noch bis Juli 1945 im Lager Gusen, wo er gesund gepflegt wurde. Zusammen mit Franz Desch fuhr er mit der Bahn nach Hause. Der Vater lebte noch, die Mutter war 1943 gestorben.
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